
Geteilter Verkehrsraum in der Stadt © ADFC | April Agentur
Austritt Facharbeitskreis RVK
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Potsdam sieht sich gezwungen, den Facharbeitskreis zum neuen Radverkehrskonzept der Landeshauptstadt Potsdam frühzeitig zu verlassen.
Statement des ADFC Potsdam zum Austritt aus dem Facharbeitskreis „Radverkehrskonzept”
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Potsdam sieht sich gezwungen, den Facharbeitskreis zum neuen Radverkehrskonzept der Landeshauptstadt Potsdam zu verlassen. Dieser Schritt erfolgt nach sorgfältiger Überlegung und gründlicher Bewertung der bisherigen Zusammenarbeit sowie der inhaltlichen Entwicklung des Konzepts.
Der Facharbeitskreis wurde ursprünglich mit der Zielsetzung gegründet, fachliche Beratung und konkrete inhaltliche Ausarbeitungen zum Radverkehr zu leisten. Leider mussten wir feststellen, dass die Voraussetzungen für eine konstruktive Zusammenarbeit zunehmend nicht mehr gegeben waren. Trotz erheblicher fachlicher und substanzieller Beiträge seitens des ADFC wurden diese durch strukturelle Widerstände behindert. Gleichzeitig sehen wir uns durch die Verwaltung gegenüber der Öffentlichkeit vereinnahmt trotz grundsätzlich verschiedener Ansichten.
Insbesondere kritisieren wir folgende zentrale Aspekte:
- Fehlende Ambitionen bei der Steigerung des Radverkehrsanteils: Trotz eines Anstiegs des Radverkehrsanteils am Gesamtverkehr um 12% in den vergangenen 10 Jahren sehen wir keine ernsthaften und ausreichenden Bemühungen seitens der Verwaltung, diesen positiven Trend ambitioniert fortzusetzen und weiter zu stärken. Stattdessen wird für die kommenden 10 Jahre (2023 vs. 2033) nur noch mit einem Wachstum von 4% geplant. Diese langfristig angestrebte Steigerung lässt das durch das Fraunhofer Institut ermittelte Potenzial von 44% Radverkehrsanteil durch Infrastrukturmaßnahmen weitgehend ungenutzt.
- Keine Ausarbeitung eines verbindlichen Maßnahmenkatalogs durch den Facharbeitskreis: Seitens der Verwaltung wird eine Erarbeitung des Maßnahmenkatalogs zur Verbesserung der Radinfrastruktur im gemeinsamen fachlichen Dialog abgelehnt. Rückmeldungen werden auf das allgemeine Beteiligungsverfahren verschoben. Dies entspricht nicht der durch die Stadt proklamierten Zielstellung von Facharbeitskreisen, deren Aufgabe „die fachliche Ausarbeitung und Beratung zu konkreten Fragestellungen ist“.
- Rückbau des bestehenden Radverkehrsnetzes: Das durch die Stadt vorgelegte Zielnetz stellt einen Rückbau bestehender Radwege dar. Wir halten diese Entscheidung für kontraproduktiv im Sinne der Förderung des Radverkehrs.
- Mangelnde Umsetzung des eigenen Anspruchs von der „Stadt der kurzen Wege“: Die Verwaltung lehnt es ab, Plusrouten als hochwertige Querverbindungen zwischen den Ortsteilen zu schaffen, die den Bedürfnissen aller Einwohnerinnen und Einwohner gerecht werden und eine nachhaltige Mobilität ermöglichen. Nach dem Willen der Stadt werden Plusrouten nur in das Stadtzentrum geführt.
- Rahmenpläne der Potsdamer Stadtteile bleiben bei der Radnetzplanung unberücksichtigt: Dabei stellen sie die Grundlage für die zukünftige Entwicklung vor Ort dar. Darin enthaltene Radwegeplanung wird im RVK-Radwegenetz der Stadt jedoch nicht berücksichtigt.
Aufgrund dieser gravierenden fachlichen Defizite und der fehlenden Perspektive für eine gemeinsame und zielführende Weiterarbeit sieht der ADFC Potsdam keine Grundlage mehr, sich weiter im Facharbeitskreis zu engagieren. Wir bedauern diesen Schritt, halten ihn jedoch unter den aktuellen Bedingungen für unumgänglich.
Der ADFC setzt sich für eine nachhaltige und ambitionierte Radverkehrspolitik in Potsdam ein, fordert jedoch, dass zukünftige Prozesse durch Transparenz, echte Partizipation und substanzielle fachliche Zusammenarbeit geprägt sind. Dies ist im aktuell entwickelten „Radverkehrskonzept” nicht möglich.
Potsdam, Juni 2025
Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club (ADFC) Potsdam